Corona-Krise

Ist das Umsatzwachstum im B2C-Handel nachhaltig?

Die Wachstumsraten im Konsumgüter-Onlinehandel sind in Deutschland stetig gesunken. In 2019 wuchs der B2C-Online-Handel „nur“ um 7,8 %. Vor 2018 waren Raten über 10 % die Regel. Jetzt sind die Umsätze im Online-Handel aufgrund der Corona-Maßnahmen in die Höhe geschnellt. Dass die Umsätze auch nach der Krise hoch bleiben werden, davon gehen das Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) mit Geschäftsführer Dr. Kai Hudetz sowie andere E-Commerce-Experten aus. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass sich diese Prognose bewahrheitet und sich Investitionen in neue E-Commerce-Konzepte lohnen?

Um das beurteilen zu können, hilft ein Blick auf Veränderungen im menschlichen Verhalten zur Nutzung des Internets während der Corona-Maßnahmen. Online-Dienste werden generell stärker genutzt, weil sie soziale Distanz erlauben. Im geschäftlichen Bereich werden verstärkt Video-Konferenzen, Remote Dienste für das Home-Office genutzt, damit Betriebe überhaupt weiterarbeiten können. Aber auch das Verhalten im privaten Bereich hat sich schnell geändert und das betrifft neben der stärkeren Nutzung von E-Mail, Messenger-Diensten oder Online-Banking vor allem den Online-Handel. Entwicklungen, die es ohnehin schon gab, werden durch das Social Distancing beschleunigt. Das Internet hat sich somit als echte Hilfe zur Bewältigung der Krisensituation bewährt, wozu es ursprünglich als Arpanet einmal entwickelt wurde.

Wie verändert die Krise das Nutzerverhalten?

Keine Frage – die Corona-Krise wird unser Leben verändern: Geschäftsreisen werden zunehmend durch Web-Meetings überflüssig, Ärzte werden Ihre Patienten vermehrt online betreuen und vielleicht sogar untersuchen, das Online-Learning wird in die Klassenzimmer Einzug halten.

Wie aber sieht es bei den privaten Online-Umsätzen aus? Derzeit verzeichnen die Händler enorme Zuwachsraten bei Umsätzen und Neukunden.  Amazon schreibt 100.000 Stellen für Voll- und Teilzeitkräfte allein in den USA aus, um die Nachfrage bedienen zu können, unser regionaler Lieferant für Bio-Obst- und Gemüse hat ein dreifach höheres Bestellaufkommen als vor der Krise, konnte inaktive Kunden wieder aktivieren und neue hinzugewinnen. Wie wird sich das Verhalten aber entwickeln, wenn die Corona-Krise überwunden ist?

Sicherlich werden viele Menschen zunächst wieder den sozialen Kontakt suchen und die Vorteile des persönlichen Einkaufens genießen. Der stationäre Handel hat in den letzten Jahren dazugelernt und in den Geschäften neue Nutzen für die Kunden geschaffen, um den Einkauf interessanter zu machen vom emotionalen Kauferlebnis bis zur Verknüpfung von Online- und Offline-Kanälen. Der Einzelhandel hat also seine Berechtigung und es wird ihn auch weiterhin, oder wieder, geben.

Die Dynamik des Umsatzwachstums im B2C-Online Handel dürfte wieder zulegen

Für eine nachhaltige Steigerung der Wachstumsraten sprechen in erster Linie die positiven Erfahrungen beim Online-Kauf von Konsumenten, die das erste Mal während der Zeit des Social Distancing Waren online bestellen. Sie werden vielleicht sogar angenehm überrascht sein, dass die Ware pünktlich und in der erwarteten Qualität geliefert wird. Dazu kommen Zeitersparnis, geringere Fahrtkosten und die bequeme Lieferung von beispielsweise schweren Getränkekisten bis vor die Wohnungstür auf der 3. Etage. Durch die Krise kommen also Käufergruppen hinzu, die vorher noch nie online bestellt haben, deren Infrastruktur jetzt allerdings eingerichtet ist vom Notebook, über das Wlan bis zum PayPal-Account. Ein Teil dieser neuen Online-Konsumenten wird auch nach überstandener Krise weiterhin Waren online kaufen.

Hinzu kommen neue Umsätze von Nutzern, die bisher eher Bücher, Software oder Mode online bestellt haben. Sie entdecken plötzlich, dass auch Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel und sogar Toilettenpapier online bestellt werden können. Hinzu kommt die demografische Entwicklung. Die alternde Gesellschaft bewegt sich immer sicherer im Internet und ist zunehmend auf Lieferdienste angewiesen.

Anzunehmen ist, dass sich die Online-Anbieter diesem Trend stellen und ihr Angebot und ihren Service insbesondere im Lebensmittelhandel ausweiten, auch ganz neue Online-Shops werden entstehen. Der zunehmende Wettbewerb im Online-Handel wird sich nicht nur positiv auf die Preise auswirken, sondern auch die Entwicklung innovativer Konzepte und differenzierter Angebote beschleunigen, was wiederum neue Online Käufer anzieht und weitere Umsatzsteigerungen erwarten lässt.

Es ist zu erwarten, dass sich die Umsätze im B2C-Onlinehandel nach überstandener Krise wieder auf das Niveau vor der Krise einpendeln. Mittelfristig aber wird sich der Umsatz wieder dynamischer entwickeln und vielleicht auch wieder Wachstumsraten von über 10 % erreichen. Fraglich ist natürlich, wie sich ein gesamtwirtschaftlicher Abschwung mit einhergehender höherer Arbeitslosigkeit generell auf die Nachfrage auswirkt.

Senden Sie uns Ihre Anfrage!

* Pflichtangaben

Nach der Anmeldung senden wir Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink.

Mit dem Absenden des Kontaktformulars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre persönlichen Daten zur Bearbeitung Ihres Anliegens verwendet werden. Weitere Informationen und Widerrufshinweise finden Sie in der Datenschutzerklärung>.